Dienstag, 10. April 2018

Sieben Tage Knäckebrot; oder: Pessach

Janphetamin gibt es noch!

Ich weiss ihr wart alle schon voll auf Entzug, aber ich glaube ich bin in der Lage euch endlich wieder mit tollem Stoff zu versorgen. Das Leben macht wieder einen Sinn, oder?

Bitte entschuldigt fehlende Umlaute, eine isralische Tastatur kann sowas nicht, dafuer aber sowas: סבבה. Cool oder? Ja, ich koennte das ein bisschen formatieren, werde ich auch ein bisschen machen. Aber halt nur ein bisschen. Und ein SZ kann ich euch leider auch nicht immer bieten.

Was war also so los? Pessachfest  zum Beispiel. Und Ostern. Aber Ostern kennt man ja irgendwie, und es spielt hier nur eine kleine Rolle, meistens nur bei christlichen Arabern, in Bethlehem oder in Nordisrael. Viel wichtiger ist in Israel das Pessachfest, auch als Passover bezeichnet.
Und worum geht es da? Als aufmerksame Leser dieses Blogs, die sich in meiner Abwesenheit, in der Sehnsucht neuer Einträge meine alten Meisterwerke durchgelesen haben, koennt ihr euch bestimmt schon denken, dass es sich um einen juedischen Feiertag handelt. 

Was genau wird gefeiert? Wie gefuehlt jeder juedische Feiertag: boeser Herrscher versucht Juden zu vernichten/ versklaven/ beides. Hat aber nicht geklappt, also wird gefeiert. Bei Pessach war es vor etwa 3460 Jahren (so genau weiss das keiner, auch wenn irgendwelches Rabis oder so euch das sicher genau beantworten wuerden) der Pharao. Vielleicht kennen einige die Geschichte aus dem Religionsunterricht, und kennen die dann eventuell besser als ich. Ich hatte Ethik, in der Oberstufe war das eventuell ein Fehler. Aber egal.

Also, vor etwa 3460 Jahren sind die Juden in Aegypten Sklaven des Pharaos. Die sind da natuerlich nicht so Fan von. Moses  und Gott versuchen die Aegypter davon zu ueberzeugen sie gehen zu lassen, mit Hilfe der zehn Plagen. Erst nachdem mit die erstgeborenen Soehne aller aegyptischen Familien mit der Zehnten Plage draufgehen, verlassen die Juden in aller Eile Aegypten. Und irren dann ein paar Jahrzehnte durch die Wueste, bis sie dann mit Israel, ihr gelobtes Land, erreichen. Historisch belegen laesst sich das alles nicht wirklich. Aber hey, es steht in der heiligen Schrift, das genuegt bei Religion meistens. Soviel zur Geschichte, ihr merkt Jan ist kein Religionswissenschaftler.

Und was macht man jetzt bei Pessach? Eigentlich die wichtigste Frage. Pessach dauert eine Woche, wobei es, wie Ostern, jedes Jahr ein bisschen anders faellt. Dieses ging vom Sonnenuntergang des 30.3 bis zum Sonnenuntergang des 6.4. Juedische Tage und so, kennt ihr natuerlich vom Post ueber den Sabbat. 
Man kann sich mit "Chag Sameach" begruessen, was in etwa frohes Fest bedeutet.

Aber dass fuer mich bedeutenste: es darf nichts Gesaeuertes verkauft oder gegessen werden. Also kein Teig der gehen muss. Also kein Brot, keine Pizza und sowas. In einem Land wo es zu allem Pita gibt und das meiste Streetfood in Pitas oder Lafa (sowas wie Wrap) verkauft wird eher unangenehm. Auch keine eingelegten Sachen. Verbotene Sachen heissen "Chametz" und werden von Judwen nicht verkauft oder gekauft, duerfen sich in keinem juedischen Haus befinden. Vielleicht hat der ein oder andere es sich schon gedacht, aber Pessach bedeutet auch:

Kein Bier!


Joa, Pessach kann schon dezent nervig sein. Zumindest verkaufen arabische Laeden Brot und sowas. Und Broetchen aus Kartoffeln werden auch verkauft. Statt Brot gibt es an Pessach Matzot (im Singular Matzo, auch Matzah oder Matze). Das ist ungesaeuertes Brot, das dezent nach Pappe schmeckt.

Matzo, hier vor den Resten  einer Portion Hummus.
Ungesauertes Brot?  Heisst eigentlich: der Teig ist nicht gegangen. Ob Hefe- oder Sauerteig ist dabei egal. Der Grund dafuer: als die Juden Aegypten verliessen waren sie auf der Flucht, und hatten keine Zeit ihren Teig gehen zu lassen. Deswegen ist das Brot auch so flach.
Wer also gerne etwas backen moechte und es eilig hat, oder ein ziemlicher Langweiler ist, hier ein Rezept fuer Matzot. Oder Matzah. Oder Matze. Was euch halt am besten passt.

Matzah:

Zutaten (natuerlich alles Kosher!):

-300 Gramm Weizenmehl
-100 mL Wasser
-ein bisschen Mehl zum bestaeuben

Fuer ganz exotisches Matzah:
-ein wenig Salz
-ein Teeloeffel Olivenoel


Zubereitung:

-Mehl und Wasser zu einem schnell zu Teig vermischen
-den Teig aufs Blech
-den Teig in Fladen formen
-das alles muss schnell gehen, der Teig darf nicht anfangen zu saeuern, dann waere es Chametz!
-in den Ofen, bis das Matzah braeunlich und knusprig ist (sollte hoechstens 20 Minuten dauern)
-geniesst eure Pappe mit dem (koscherem) Aufstrich eurer Wahl




Aufregend oder?  
Matzah schmeckt nicht nach viel. Was erwartet man auch. Und in vielenn Gegenden gibt es ueber sieben Tage keine andere Art von Brot. Sogar in Tel Aviv findet man kaum Brot, und die meisten Falafel- und Kebabbuden haben ueber Pessach geschlossen.Und womit schmeckt Matzah? Man kann draufmachen worauf man Lust hat, so lange es koscher ist. Hier ein paar Variationen.

-Matzot mit Gemuese. Ganz okay. Aber esst einfach einen Salat
-Matzot mit Hummus. Nett, aber mit Pita waere schon besser. Esst euren Hummus an Pessach einfach mit Gemuese
-Matzot mit Marmelade. Lecker, aber kommt natuerlich auf die Marmelade an. 
-Matzot mit Nutella. Nutella geht ja schon immer klar. Auch mit Nutella. Holt euch bloss nicht das billigste Nutella in Israel. Der Kram ist der pure Suessstoff.
-Matzot mit Butter. So aufregend wie eine Juravorlesung. Glaube ich.



Ein paar Bilder zum Pessach und Matzot waeren angebracht oder? Und ein wenig zu Ostern in Jerusalem.

Das einzige was diesen Suesskartoffelsalat noch besser gamacht haette waere eventuell Pita.
Hummus mit Lammkebab und Tahini, ja, das Essen in Israel ist schon ganz nice. Dazu Falafelbaellchen, Limonade, Kartoffelbrot und natuerlich Matzot.




Broetchen aus Kartoffeln. Fuer Flutenallergiker und Pessach?

Als wahrer Gourmet probierte ich Matzot in vielfaeltigen Kombinationen aus

Ein Supermarkt in Tel Aviv, unter den abgedeckten Chametz Produkten befindet sich auch Bier!

Ich dachte immer Tel Aviv waere nicht so religioes?
Ein Vorteil an Pita: man kann damit Hummusreste aufwischen. Matzot kann das leider nicht.

Die Begraebniskirche am Ostersonntag.

Manchmal mach ich schon ganz coole Fotos. Glaube ich.

Nicht gerade ein Ort der Einkehr






Am Abend des 6.4 endete Pessach dann, und in den Supermaerkten Tel Avivs gab es wieder Brot, Backwaren und Bier. Und Jan wusste Pita und Kartoffelbrot mehr zu schaetzen als zuvor. Und er war sich sicher: Ostern ist eigentlich schon ganz cool. 

Danke auf jeden Fall fuers lesen, hier kommen die Tage mehr Posts, ganz bestimmt. Bis dahin koennt ihr ja ganz viel Matzot backen. Geht ja schnell.